Alfred Saalwächter
wurde am 10. Januar 1883 in Neusalz an der Oder (Niederschlesien) als
Sohn eines Fabrikdirektors geboren und gehört damit zum gleichen
Jahrgang wie die Generalobersten
Johannes Blaskowitz,
Richard Ruoff sowie Eugen Ritter von Schobert.
Als Achtzehnjähriger wurde Alfred Saalwächter am 10. 4. 1901 Seekadett
der Kaiserlichen Marine, wo seine Ausbildung auf der Kreuzerfregatte "MOLTKE",
auf dem Schulkreuzer "HERTHA", wo er am 29.09.1904 zum Leutnant
zur See befördert wurde und in der Marineschule erfolgte.
Seine ersten Offiziersjahre bis zum Kriegsausbruch 1914 verbrachte er
fast ausschließlich mit Bordkommandos, zunächst bei der II.
Matrosen-Division, dann auf dem Linienschiff "HESSEN" und bei
der II. Werft-Division.
Am 10. 3.1906 wurde er mit dreiundzwanzig Jahren bereits Oberleutnant
zur See und wurde von 1906 bis 1908 zur II. Torpedo-Division als
Adjutant der I. Abteilung versetzt. Anschließend erfolgte eine
Kommandierung an Bord des Großkreuzers "GNEISENAU".
1910 wurde er "Flaggleutnant" an Bord "HANNOVER" und
später "WESTFALEN", d. h. Adjutant eines "Flaggoffiziers",
des Vizeadmirals Hugo Pohl (1855-1916), der damals das 1. Geschwader
befehligte und später von Februar 1915 bis Januar 1916 Flottenchef
war.
Am 10.04.1911 wurde Saalwächter zum Kapitänleutnant (Hauptmann)
befördert und wurde in den Admiralstab der Marine nach Berlin
kommandiert, dem er bis März 1915, zuletzt als Dezernent in der
Operationsabteilung, angehörte.
Am 31.03.1915 wurde Kapitänleutnant Saalwächter Flaggleutnant beim
Kommando der Hochseestreitkräfte auf SMS (Seiner Majestät Schiff) "FRIEDRICH
DER GROßE", einem 1911 vom Stapel gelaufenen 24
700-t-Großkampfschiff der "Kaiser"-Klasse mit zehn
30,5-cm-Geschützen, das an der Skagerrakschlacht (31.05.1916) als
Flaggschiff von Admiral Scheer (1863 bis 1928) beteiligt war.
Anschließend erfolgte im Februar 1916 Saalwächters Kommandierung zur
U-Boot-Waffe. Nach der U-Boot-Schule war er ab September 1916 bis März
1918 als Kommandant von U 25, U 46 und U 94 im Einsatz.
Seine Erfolge als U-Boot-Kommandant wurden mit der Verleihung des
Eisernen Kreuzes 1. Klasse und des Ritterkreuzes zum Hausorden von
Hohenzollern gewürdigt, den Krieg beendete er als Admiralstabsoffizier
beim Befehlshaber der U-Boote, Kommodore Michaelsen.
Nach Übernahme in die Reichsmarine wurde der hochdekorierte
U-Boot-Kommandant im Jahre 1920 Korvettenkapitän (Major), nach
verschiedenen anderen Verwendungen - u. a. im Personalamt der
Marineleitung - wurde Korvettenkapitän Saalwächter 1.
Admiralstabsoffizier beim Stab des Befehlshabers der Seestreitkräfte
(Flottenchef) auf dem Linienschiff "BRAUNSCHWEIG", am
01.10.1926 wurde er Kommandant des Kleinen Kreuzers "AMAZONE"
und übernahm ein Jahr später als Fregattenkapitän (Oberstleutnant) das
Kommando über das Linienschiff "SCHLESIEN", nach der
Beförderung zum Kapitän z. S. (Oberst) am 15.10.1928 wurde Saalwächter
für zwei Jahre Chef des Stabes der Flotte unter Vizeadmiral Ol dekop,
anschließend gehörte er drei Jahre lang - ab 01.10.1932 als
Konteradmiral - der Marineleitung als Chef der Marine-Wehr-Abteilung
an, am 02.10. 1933 wurde Konteradmiral Saalwächter zum Inspekteur des
Marine-Bildungswesens ernannt und hatte während der folgenden fünf
Jahre starken Einfluss auf die Entwicklung des jungen
Seeoffizierskorps, das bald darauf seine Bewährungsprobe im härtesten
Kampf zu bestehen hatte, in dieser Funktion stieg er am 01.04.1935 zum
Vizeadmiral auf und am 01.06.1937 zum Admiral, als er am 28.10.1938
zum Kommandierenden Admiral der Marinestation der Nordsee in
Wilhelmshaven ernannt wurde, hatte er damit eine der höchsten
Positionen erreicht, welche die damalige Kriegsmarine zu vergeben
hatte
Bei Kriegsausbruch übernahm er den Oberbefehl über das
Marine-Gruppenkommando West und war damit ab September 1939 für die
Leitung der Operationen in der Nordsee zuständig, was allerdings zu
mancherlei Reibereien mit den Flottenchefs, den Vizeadmiralen Boehm,
Marschall und Lütjens führte.
Am 01.01.1940 wurde er zum Generaladmiral befördert, gemeinsam mit
Admiral Carls oblag Saalwächter die taktische Leitung der
Marineoperationen beim Norwegeneinsatz (Unternehmen "Weserübung"),
als Anerkennung dafür wurde ihm am 09.05.1940 das Ritterkreuz des
Eisernen Kreuzes verliehen.
Seit dem Sommer 1940 leitete Saalwächter die Operationen der deutschen
Überwasser-Seestreitkräfte im nordatlantischen Raum und im Kanal, bis
er im September 1942 zur Verfügung des Oberbefehlshabers der
Kriegsmarine gestellt und durch Admiral Theodor Krancke (1893-1973)
ersetzt wurde, der sich als Kommandant im Kreuzerkrieg bei
langfristigen Unternehmungen vor der amerikanischen Küste, im
Südatlantik und vor Südafrika hohes Ansehen erworben hatte und dafür
mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet worden war.
Generaladmiral Saalwächter, der noch am 10.04.1941 sein
vierzigjähriges Dienstjubiläum hatte feiern können, schied einige
Monate nach dem Kommandowechsel endgültig aus dem aktiven Marinedienst
aus, das bewahrte ihn jedoch nicht davor, dass er am 21.Juni 1945 als
Zweiundsechzigjähriger von den Russen in die Sowjetunion verschleppt
wurde.
Er sollte die Heimat nicht mehr wiedersehen, denn er starb am
06.12.1945 in sowjetischer
Kriegsgefangenschaft. Zweifellos gehörte er zu den stärksten
Führerpersönlichkeiten der deutschen Kriegsmarine und galt als
ungewöhnlich kluger, jede Lage blitzschnell erfassender Seeoffizier.