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 Familie Josef Gaida bitte anklickenDie Räder dieser Dampflokomotive waren auch vom Schaufelstiel zurechtgeschnitten. Der Kohlenwagen und drei Gitterwagen waren in Kastenform aus dünnen Brettern zusammengenagelt, die Räder vom Kü­chenbesenstiel zurechtgeschnitten und angenagelt. Die Lokomotive und der Kohlenwagen waren schwarz angestrichen, mit einer Aufschrift: „Deutsche Reichsbahn“. Auf dem Kohlenwagen stand der Spruch: ,,Die Räder müssen rollen für den Sieg“. Wir sollten evakuiert werden, es war nichts organisiert, keiner wusste wann oder wohin. Als ich vor unserem Haus mit meinem Spielzeugkasten auf einem Schlitten saß, kam der Hausmeister vorbei und befahl alle in die Wohnungen zurück. Man wusste nicht wohin, die Kinder werden unterwegs erfrieren. Die Russischen Soldaten sind am 24 Januar 1945 von Hindenburg über Mathesdorf nach Sosnitza einmarschiert. Trotz einer verhängten Ausgangssperre sind elf Männer den Russen ent­gegen gelaufen: Sie wurden alle erschossen. Um die Bestattung kümmerte sich der Pfarrer, mit dem Erlaubnis der Russischen Kommandantur und ein paar Freiwilligen. Und sie waren da, die Russen. Sie haben eine Kommandantur im Ort eingerichtet. Die Läden waren ge­schlossen, die Mädels vor den Russen versteckt, die Fenster der Erdgeschosse mit Bodenlat­ten vernagelt, die Hauseinganstüren verschlossen und die Klinke  der Hauseingangtür mit ei­ner zurechtgeschnittenen Holzstütze versehen. Man hatte Angst vor den Russen. Es wurde geplündert. Es waren nicht immer die Russen. Es waren Uniformierte, die man nicht einord­nen konnte. Eines Tages kamen eine uniformierte Frau und Man in unser Haus. Sie gingen von Wohnung zu Wohnung mit einer Liste. Ob uns schon ein schaden entstanden ist, wollten sie wissen, es wird uns alles ersetzt. Meine Mutter sagte nichts außer dem Radio, das man ab­geben musste, danach begaben sie sich in den nächsten Flur. In der nächsten Nacht sind wir durch einen Lärm wach wurden, die Leute waren in den Festern, schlugen auf Töpfe und pfif­fen auf Trillerpfeifen, um die russische Kommandantur  aufmerksam zu machen, die für die Ordnung im Ort zuständig war, das im Nachbarflur geplündert wirt. Wie wir im Nachhinein von der Nachbarin erfahren haben, kamen nachts durchs Fenster zwei Männer ins Schlafzim­mer und befahlen ihr die Hauseingangstür zu öffnen, wo noch mal ca. acht bis zehn Männer hereinkamen und alle Bewohner ausgeraubt wurden. Am nächsten Tag lagen noch einzelne Kleidungsstücke und andere Gegenstände auf der Strasse, die die Täter auf dem Weg bis zum Lastwagen in der Nacht verloren haben. Den Lärm, den die Nachbarbewohner gemacht ha­ben, wurde bei der Kommandantur wahrgenommen, es waren ein paar Russen auf dem Weg zum Tatort und haben in die Luft geschossen. Die Täter mussten flüchten.

Die Not war groß. Wir hatten keine Kartoffel, weil mein Vater nicht da war und wir für den Winter keine eingekellert hatten. Wir sind einmal in der Woche von Sosnitza nach Borsigwerk zu Fuß gegangen, (Bus und Straßenbahnen waren noch stillgelegt) die Groseltern besuchen und gelegentlich eine Malzeit zu sich nehmen.