Als Kind entwickelte Bellmer Furcht und Hass auf seinen tyrannischen Vater, der auch seine liebevolle Mutter vollkommen beherrschte. Er und sein jüngerer Bruder Fritz fanden Schutz vor dieser bedrückenden Familienatmosphäre in einem geheimen Garten, der mit Spielwaren und Andenken verziert worden war. 1923 wurde Bellmer von seinem Vater an die Technische Hochschule zu Berlin geschickt, interessierte sich aber viel mehr für Politik, die Arbeiten von Karl Marx und Diskussionen mit Künstlern der Dada-Bewegung.
Auf Anraten seines Lehrers George Grosz verließ er 1925 die Technische Hochschule. Er besuchte Paris, wo er in Kontakt zu Dadaisten und Surrealisten kam, und begann zunächst für seinen Lebensunterhalt als Gebrauchsgrafiker Reklameanzeigen zu entwerfen. Im gleichen Jahr 1925 illustrierte er den „Antifreund“ von Mynona.
Ab den 1930er-Jahren bis zu seinem Tod befasste sich Bellmer fast ausschließlich mit erotischen Darstellungen der weiblichen Anatomie. Ob in Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien oder seinen grafischen Arbeiten – im Mittelpunkt stand immer das erotisierende Bild eines oft geschundenen weiblichen Körpers. Aufgrund der repetitiven Natur des Themas wurden ihm zahlreiche neurotische Störungen nachgesagt, von Fetischismus, Voyeurismus, über Sadomasochismus bis hin zu Pädophilie, während andere wiederum seine Arbeiten schlicht als Surrealismus und „anarchistisch-erotische Inszenierungen“ bewerten und schätzen.
1933 konstruierte Bellmer aus Teilen von Schaufensterpuppen, mit Holz, Metall und Gips fetischartige Puppen – als ganzer Körper oder Körperfragment, von denen er in verschiedenen Positionen Fotografien herstellte und diese an Paul Éluard und André Breton nach Paris schickte; 1934 erschien in der Zeitschrift Minotaure seine gefeierte Fotoserie „La poupée“, die er 1935/1936 auch im Museum of Modern Art in New York in einer Surrealismus-Ausstellung zeigen konnte. 1938 emigrierte er nach Paris, wo er weiter an seinem Puppenthema arbeitete. 1949 publizierte er die Fotoserie „Die Spiele der Puppe“.
1953 begegnete er der an Schizophrenie und Depression leidenden Schriftstellerin Unica Zürn, mit der er bis zu ihrem Lebensende zusammen arbeitete. Sie zogen in das Pariser Hotel L'Espérance, wo sie keine Freunde und wenig Kontakte hatten, kaum ausgehen, und sich immer mehr von der Außenwelt abschotteten. 1954 erschien in Frankreich die Geschichte der O mit einer Lithografie Bellmers auf der Titelseite. 1959 und 1964 wurde Bellmer zur documenta II und documenta III in Kassel eingeladen. 1970 stürzte sich Zürn aus der gemeinsamen Wohnung in Paris in den Tod. Bellmer starb 1975 vereinsamt in Paris.
Als wichtiger Vertreter des phantastischen Realismus hatte er tiefgreifenden Einfluss auf Künstler wie Paul Wunderlich und Horst Janssen.[1]
Quelle; " Wikipedia 2010"