Michael Weiße (* um 1488 in Neiße; † 19. März 1534 in Landskron) war zunächst Franziskanermönch in Breslau und nach 1518 Priester der Unität der Böhmischen Brüder. Zudem verfasste er theologischer Schriften sowie Kirchenlieder, die von ihm teilweise vertont wurden.

Michael Weiße war Schüler am Neisser Pfarrgymnasium.[1] Ab 1504 studierte er an der Universität Krakau und trat 1510 in Breslau in ein Franziskanerkloster ein. Da er sowie seine Mitbrüder Johannes Zeising[2] und Johann Mönch sich der Lehre Luthers zugewandt hatten, sind sie 1517/18 aus Breslau ausgewiesen worden. Mit Zustimmung des Priesters Laurentis Krasonický (Vavřinec Krasonický)[3] und gegen den Widerstand des Brüderbischofs Lukas von Prag wurden sie in die Unität der Böhmischen Brüder aufgenommen. 1522 wurde Michael Weiße zum Prediger und Vorsteher der deutschsprachigen Brüdergemeinde in Landskron gewählt. Im selben Jahr entsandte ihn Bischof Lukas von Prag zusammen mit Johann Horn nach Wittenberg zu Martin Luther. Dort sollten sie u. a. das Glaubensbekenntnis der Brüder mit dem Luthers vergleichen. Als Mitglied einer Gesandtschaft hatte Weiße noch weitere Male Gelegenheit, Luthers Abendmahlslehre kennenzulernen, die von den meisten der Brüder anerkannt und von den anderen abgelehnt wurde. Zu diesen gehörte vermutlich auch Weiße. 1525 veröffentlichte er die Schrift

„Eyn kurtz unterricht von dem ursprunck der Bruder in Behmen vnd desselben vrsach, daryn sie auch beweysen, das sie nicht aus der Waldenser oder Pickartenrotten kommen. Gesant auff den Lanttag ken Praga. Gedruckt yn der churf. stat Zwickaw durch Jorg Gastel ym 1525“.

Seit 1525 propagierten Michael Weiße und seine Breslauer Mitbrüder Johann Zeising und Johann Mönch die Lehre Zwinglis, weshalb es zu einer harten Auseinandersetzung mit dem Senior Lukas von Prag kam. Während sich Michael Weiße und Johann Mönch dem Bischof unterwarfen, schloss sich Zeising den Täufern an. 1528 wurde er auf Befehl des Königs Ferdinand I. in Brünn verbrannt.

Auf der Brüdersynode in Brandeis wurde Michael Weiße 1531 zum Priester der Brüderunität geweiht. Zugleich wurde er zum Vorstand der deutschen Brüdergemeinden in Landskron und Fulnek ernannt.

Große Bedeutung erlangte er 1531 mit der Herausgabe eines Gesangbuches mit Kirchenliedern, das 1531 unter dem Titel „Ein New Gesengbuchlein“ erschien. Es enthält 157 deutsche Lieder, von denen 137 Eigendichtungen oder Umarbeitungen Weißes sind; die meisten Melodien stammen aus der tschechischen Tradition der Böhmischen Brüder. Dieses erste deutschsprachige Gesangbuch der böhmischen Brüderunität ist mehrfach nachgedruckt worden und wirkte anregend auf weitere Werke dieser Art.

1532 wurde Weiße in den Rat der Brüdergemeinde gewählt. Im selben Jahr übersetzte er die Apologie der Böhmischen Brüder ins Deutsche, die ein Jahr später in Zürich gedruckt wurde. Sie wurde jedoch von den meisten Mitbrüdern, die zu den Anhängern Luthers gehörten, als unrichtig erklärt und abgelehnt. Sie veranlassten eine neue Übersetzung, in die Luthers Abendmahlslehre Eingang fand. Für diese Übersetzung, die 1533 in Wittenberg erschien, schrieb Martin Luther selbst das Vorwort. Dadurch verlor Weiße seine Anhängerschaft. Obwohl er noch versuchte, den neuen Anschauungen gerecht zu werden, indem er einen Teil der Lieder seines Gesangbuchs entsprechend der neuen Lehre verbessern wollte, starb er schon im Jahr 1534. Nach unbelegten Berichten soll er nach dem Genuss von Wolfsfleisch gestorben sein. Die Leitung der deutschen Brüdergemeinden Landskron und Fulnek übernahm der Brüdergeistliche Michael Thamm.

1544 gab Weißes früherer Gesinnungsgenosse Johann Horn Weißes Gesangbuch von 1531 neu heraus. Von den insgesamt 181 Liedern stammten 149 aus der ersten Auflage, 32 Lieder, deren Autor nicht sicher belegt ist, kamen neu hinzu. Diese Ausgabe wurde in Nürnberg gedruckt und erschien unter dem Titel

„Gesangbuch Der Brüder in Behemen vnd Merherrn, die man auß haß vnd neid Pickharden, Waldenses [et]c. nennet: Von jnen auff ein neues (sonderlich vom Sacrament des Nachtmals) gebessert, vnd etliche schöne newe Geseng hinzu gethan“.[4]

Weißes Lieddichtungen bewähren sich bis in die Gegenwart. Im Evangelischen Gesangbuch (EG) sind neun Lieder von ihm enthalten.