Rudolph-Christoph Freioherr von Gersdorff
wurde am 27.03.1905 in Lüben in Schlesien als zweiter Sohn des
Rittmeisters und späteren Generalmajors Freiherrn Ernst von
Gersdorff geboren, besuchte bis zum Abitur Schulen in Lüben und
trat am 01.04.1923 der Armee bei, wo er bis zum 01.09.1923 seinen
Dienst zunächst in der 5. (Lehr) Eskadron des Reiter-Regiments 7
in Breslau-Carlowitz absolvierte. Anschließend wechselte er am
01.09.1923 in den MG-Zug der 3. Eskadron nach Lüben. Dort erhält
er vom 16.06. bis zum 21.06.1924 eine Kommandierung zur
Offiziersanwärterprüfung an die Kavallerieschule Hannover, wird
aber am 01.07.1924 in die 2. und später in die 1. Eskadron des
Regiments nach Breslau-Kleinburg versetzt.
Während dieser Zeit wird er vom 01.03. bis zum 31.10.1925 zu einem
Lehrgang an die Infanterieschule Ohrdruf, bzw. vom 12.11.1925 bis
zum 28.08.1926 zur Offiziersprüfung an die Kavallerieschule
Hannover kommandiert.
Am 01.12.1926 übernimmt er dann den Posten des Eskadron-Offiziers
in der 1. Eskadron des Reiter-Regiments 7, besucht vom 14.03. bis
zum 25.03.1927 einen Gasschutzlehrgang in Berlin und vom 20.03.
bis zum 31.03.1928 einen Nebel-Lehrgang.
Am 01.04.1930 wechselte er als Ordonnanzoffizier in den Stab des
Regiments und wird ab dem 01.10.1933 mit dem Posten des
Regimentsadjutanten betraut.
Am 01.11.1934 übernimmt er sein ersten Truppenkommando als Chef
der 1. Eskadron in Breslau und ab dem 15.05.1935 der 1. Eskadron
im Reiter-Regiment 8 in Breig. Fünf Monate später, am 15.10.1935,
wird er Chef der 3. Eskadron beim Reiter-Regiment 8 und ab dem
06.10.1936 der 1. Eskadron im Kavallerie-Regiment 8.
Anschließend befindet er sich ab dem 24.08.1937 im Stab des VIII.
Armee-Korps und im Stab beim Höheren Kavallerie-Offizier 1 in
Berlin, wo er ab dem 12.10.1937 hinversetzt wird.
Vom 03.11.1938 bis zum 26.08.1939 an der Kriegsakademie und
zugleich 3. Ordonnanzoffizier beim Ic im Generalstab des AOK 5 in
Wien. Mit Beginn des Polen-Feldzuges ist er Ic im Generalstab der
14. Armee und nimmt mit dieser am Polen-Feldzug teil. Nach Ende
der Kampfhandlungen wechselt er am 13.10.1939 in den Generalstab
der 12. Armee, bzw. am 01.11.1939 als Ic/AO in den Generalstab des
XII. Armee-Korps. Von dort wechselt er vom 20.04. bis zum
06.05.1940 in den Generalstab des Heeres und ab dem 06.05.1940 als
Ia in den Generalstab der 86. Infanterie-Division. Mit dieser
Division geht er in die Kämpfe im Westen und wird am 20.04.1941 in
die Führer-Reserve und zum Dienst im Generalstab der Heeresgruppe
B versetzt.
Ab dem 20.05.1941 versieht er bis zum beginn der Kampfhandlungen
im Osten als Ic/AO im Generalstab der Heeresgruppe B seinen Dienst
und nimmt dann als Ic/AO im Generalstab der Heeresgruppe Mitte am
Ostfeldzug teil. Durch Vermittlung seines Vetters Fabian von
Schlabrendorff kam er 1941 zur Heeresgruppe Mitte. Ziel dieser
Versetzung war vor allem, ihm den Zugang zum Verschwörerkreis um
Henning von Tresckow zu verschaffen.
Kurz nach dem gescheiterten Versuch des Obersten im Generalstab
Henning von Tresckow vom 13. März 1943, bei dem Hitler durch eine
in sein Flugzeug geschmuggelte Bombe getötet werden sollte,
erklärte sich von Gersdorff bereit, ein Selbstmordattentat auf
Hitler zu verüben.
Am 21. März 1943 eröffnete Hitler anlässlich des Heldengedenktages
eine Ausstellung sowjetischer Beutewaffen im Berliner Zeughaus
Unter den Linden. Von Gersdorff war abkommandiert, als Experte die
Ausstellung zu erläutern. Er wollte Hitler und die anwesende
Führungsspitze (Göring, Himmler, Keitel und Dönitz) mit zwei
Clam-Haftminen, die er in den Manteltaschen trug, in die Luft
sprengen. Hierbei hätte er notgedrungen sein Leben geopfert.
Nachdem von Gersdorff den Zeitzünder bereits aktiviert hatte, lief
Hitler durch die Ausstellung, ohne vor Ausstellungstücken
innezuhalten und verließ das Gebäude unerwartet frühzeitig. Von
Gersdorff entschärfte die 10-Minuten-Zeitzünder deshalb auf einer
Toilette des Zeughauses. Nach diesem Misserfolg wurde er
unmittelbar an die Ostfront zurückbeordert, weshalb kein
Misstrauen gegen ihn aufkam.
Im April 1943 entdeckte von Gersdorff zufällig die Massengräber
von über 4.000 polnischen Offizieren, die sowjetische Einheiten im
Massaker von Katyn 1940 ermordet und verscharrt hatten.
Am 18.09.1943 in die Führer-Reserve des OKH gewechselt, nimmt er
ab Januar 1944 an einem Lehrgang für Kommandierende Generale in
Döberitz teil und wird am 01.02.1944 zum Chef des Stabes im
LXXXII. Armee-Korps ernannt. Dieses steht zu dieser Zeit zunächst
in Nordfrankreich. Am 28.07.1944 zum Chef des Generalstabes der 7.
Armee ernannt, folgen nun Kämpfe in der Normandie, im Raum falaise
und um die Festungen St. Malo, Brest, Lorient und St. Nazaire. Im
Jahre 1944 verwahrte von Gersdorff Sprengstoff und Zünder für das
Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944, die sein Mitverschwörer
Loringhoven zuvor unbemerkt aus Abwehrbeständen besorgt hatte.
Wegen der Verschwiegenheit seiner inhaftierten Kollegen konnte er
der Verhaftung und Hinrichtung entgehen. Somit ist von Gersdorff
einer der wenigen Wehrmachtsangehörigen des aktiven Widerstandes
gegen die nationalsozialistische Diktatur, die den Krieg überlebt
haben.
Für die Planungen zum Ausbruch der deutschen Truppen aus dem
Kessel Falaise wird er am 26.08.1944, als Oberst i.G. und Chef des
Stabes der 7. Armee, mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.
Nach dem Krieg scheiterten alle Versuche des fähigen und
hochdekorierten Offiziers, in die Bundeswehr aufgenommen zu
werden, am Widerstand des mächtigen Staatssekretärs und
Adenauer-Intimus Hans Globke und jener Kreise ehemaliger Offiziere
der Wehrmacht, die keinen „Verräter“ in der Bundeswehr
dulden wollten.
Seine weiteren Lebensjahre widmete Gersdorff, später nach einem
Reitunfall querschnittsgelähmt, der Wohltätigkeit im
Johanniterorden, dessen Ehrenkommendator er war. Er war
Gründungspräsident der Johanniter-Unfall-Hilfe (Vorstandsvorsitz
1952-1963). 1979 wurde ihm wegen seiner außerordentlichen
Verdienste das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Nach ihm wurde die Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne in
Euskirchen benannt.
Rudolph-Christoph Freiherr von Gersdorff verstarb am 26.01.1980 in
München.