Friedrich Wilhelm Sander (* 25. August 1885 Glatz/Schlesien; † 15. September 1938 Berlin) war ein deutscher Pyrotechnischer Ingenieur. Der Konstrukteur aus Bremerhaven und Wesermünde war neben dem Privatforscher Max Valier Wegbegleiter des Raketenpioniers Fritz von Opel.

Sander war der Sohn eines Berufssoldaten. Er ging in Uslar am südwestlichen Rand des Sollings zur Schule und lernte danach als Maschinenbauer. Am Technikum Strelitz in Altstrelitz in Mecklenburg wurde er um 1908/09 Ingenieur.

1909 zog Sander nach Bremerhaven. Hier war er in verschiedenen Bereichen tätig. Er übernahm 1920 die seit 1853 bestehende Firma des Büchsenmachermeisters H. G. Cordes, der als Erfinder der Walfangkanone bekannt wurde. Seit 1925 gehörten die von ihm konstruierten Sander'schen Leinen-Raketen-Pistolen zur Rettung Schiffbrüchiger zur Ausrüstung der Rettungsstationen und Boote der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und vieler gleichartiger Gesellschaften in aller Welt. 1925 kaufte Sander die Schiffstelegrafenfabrik Schultz in Bremerhaven hinzu, wodurch ihm ein größeres, zweigeschossiges Fabrikgebäude in der Fährstraße Nr. 26 als Voraussetzung für die Übernahme von angebotenen Entwicklungsaufträgen der Marine zur Verfügung stand.

Sander arbeitete seit dem Ende der 1920er Jahre mit Fritz von Opel und Max Valier zusammen. Von Opel war 1927 auf die Arbeiten von Sander aufmerksam geworden. Er schickte seinen Beauftragten Valier zu Sander. Dieser hatte ab 1913 Astronomie, Meteorologie, Mathematik und Physik in Innsbruck studiert. Nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte er 1924 das Buch Der Vorstoß in den Weltenraum, in dem ein Programm zur Entwicklung der Raketentechnik beschrieben ist. Vallier war von den technischen Einrichtungen des Unternehmens von Sander beeindruckt. Sander wurde nach Rüsselsheim eingeladen, um gemeinsame Versuche durchzuführen.

Sander baute zusammen mit von Opel und Vallier einen Rennwagen mit Pulverraketenantrieb (Opel-Sander-Rakwagen 1) und erreichte am 11. April 1928 damit eine Geschwindigkeit von 138 km/h, mit dem Opel-Sander-Rakwagen 2 am 23. Mai desselben Jahres dann 235 km/h. Am 23. Juni schraubte die unbemannte RAK 3 den Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge auf einer schnurgeraden Eisenbahnlinie, der „Hasenbahn“ bei Burgwedel, auf 254 km/h. Die Versuche und Veranstaltungen des riesigen Opel-Raketenspektakels machten auch den bescheidenen Sander als "Raketen-Sander" weltweit bekannt. Am 11. Dezember 1929 erhielt Sander wegen seiner großen wissenschaftlichen Verdienste auf dem Gebiet des Raketenbaus die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wesermünde. Sander verlagerte seinen vergrößerten Betrieb an die Straße Am Deich 23 (heute Bussestraße) im Wesermünder Ortsteil Geestemünde. Er produzierte u.a. Cordes-Geschütze, Gewehre zum Leinenschießen, Sander-Raketenpistolen, Raketen, Signalmittel. Noch heute werden für das Seenotrettungssystem seine Erfindungen kaum verändert nachgebaut. Sein Firmenbriefkopf zierte stolz der Hinweis auf „30 erste Preise des In- und Auslandes“.

Um die wachsenden Entwicklungsaufträge von Heer und Luftwaffe reibungslos durchführen zu können, baute Sander zudem in dem Ortsteil Wulsdorf, Vieländer Weg, eine weitere Raketenfabrik und stattete sie mit den damals modernsten Pressen und Maschinen aus.

1935 schränkten die Nationalsozialisten die kommerzielle Raketenentwicklung drastisch ein. Sanders Fabriken gerieten dadurch in finanzielle Schwierigkeiten. Der verbitterte Sander verkaufte trotz des Verbots seine Raketen an das verbündete Italien. Am 31. Januar 1935 wurde Sander von der Gestapo deshalb verhaftet, nach Untersuchungshaft im April 1935 wieder entlassen, im November 1935 wieder festgenommen und im September 1936 zu viereinhalb Jahren Gefängnis und hohen Geldstrafen wegen "fahrlässigen Landesverrates" durch das Hanseatische Oberlandesgericht verurteilt. Er wurde zum Verkauf seiner Fabriken zu einem Spottpreis gezwungen, die in die neu gegründete Donar GmbH überführt wurde und auch noch nach dem Krieg unter diesem Namen weiter existierte.[3] 1938 wurde Sander entlassen. In Berlin wurde für ihn ein Labor eingerichtet, in dem er unter polizeilicher Aufsicht experimentieren durfte.