Karl Paul Jonas von Rettberg (* 21. Mai 1865 in Polkwitz/Kreis Glogau; † 17. November 1944 in Celle) war preußischer Offizier, zuletzt Oberst.

Karl entstammte der II. Linie derer von Rettberg und war das als erstes Kind des preußischen Oberst Karl Ludwig Reinhold von Rettberg. Der zweite Karl von Rettberg war sein Cousin 2. Grades.

Am 14. April 1883 wurde dem 2. Hannoveraner Infanterie-Regiment Nr. 77 in Celle der Chargierte Portepeefähnrich vom Kadetten-Korps überwiesen. Ein halbes Jahr später wurde er zum Fähnrich und am 13. September 1884 zum Leutnant befördert. Während der folgenden Jahre lernte er Karoline Mathilde Homann kennen, die er 1901 in Celle heiratete.

Am 20. Mai 1893 wurde Rettberg unter Beförderung zum Premierlieutnant ins Oldenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 91 nach Oldenburg versetzt. Hier erfolgte 1898 die Beförderung zum Hauptmann und Ernennung zum Kompaniechef. Am 18. Oktober 1910 zum Major befördert, gehörte er von Dezember 1910 bis September 1912 dem Stabe des Füsilier-Regiments „Königin“ (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 86 in Flensburg an. Als Kommandeur des II. Bataillons des Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiments Nr. 163 wurde er nach Neumünster versetzt. Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er bei den Vorkommnissen in Löwen verletzt.

Wieder genesen, wurde er als Nachfolger für den scheidenden Oberst von Koppelow zum Kommandeur des Infanterie-Regiments „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162 ernannt. Die 81. Infanterie-Brigade aus Lübeck bestand aus dem 163. und 162. Regiment und wurde während des Krieges mit dem Reserve-Regiment der 76er aufgestockt.

Er sollte sein Regiment so prägen, wie es ein Georg Sick bei den 163ern tat.

Mit seinem Regiment kämpfte er bei Roye und Noyon. Bald stufte es der Feind als Eliteregiment ein.[1] 1915 wurde er zum Oberstleutnant befördert.

Anfang 1916 wurde sein Regiment auf dem Höhenzug zwischen Givenchy und Vimy eingesetzt. Der Besitz der Crête de Vimy, auf deutscher Seite als die Vimy-Höhen bezeichnet, bot einen strategischen Vorteil der dem der Lorettohöhe gleichkam. Am 21. Februar 1916, der zu einem der Lübecker Ruhmestage werden sollte, erstürmte die Division die hinter Angres liegende sogenannte Gießler-Höhe. Bevor die Brigade mit der Operation Hamburg den Rest des Höhenzuges eroberte, musste jedoch das Regiment verlustbedingt von dort abgezogen werden. Von Juli bis November kämpfte er mit seinem Regiment in zwei Einsätzen, unter anderem am Windmühlenhügel (Höhe 161) bei Pozières, in der Schlacht an der Somme.

Im Folgejahr führte Rettberg es durch die Frühjahrsschlacht von Arras und von dort in die Siegfriedstellung. Nachdem man zuerst beim Vert-Wald focht erreichte den Oberstleutnant im Artois der Befehl der Versetzung.

Es wurde eine Rochade auf dem Feld durchgeführt. Jüngere Regimentskommandeure an der einen, wurden gegen ältere der anderen Front, und umgekehrt, ersetzt.

Mit dem nachstehenden Befehl an seine 162er verabschiedete Rettberg:

„Seine Majestät der Kaiser hat mich zum Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 420 ernannt. So gilt es Abschied zu nehmen von dem mir so lieben Regiment Lübeck, mit dem ich fast drei Jahre lang Freud und Leid geteilt habe. Schmerzliche Gefühle bewegen mein Herz. Daneben herrscht das Gefühl tiefer Dankbarkeit vor. Ich danke allen Angehörigen des Regiments, vom Stabsoffizier bis zum Musketier, für die treue Hingabe, die sie allezeit bewährt haben im Dienste des Vaterlandes, zur Ehre des Regiments Lübeck. Ich danke für das Vertrauen, das mir von Offizieren und Mannschaften entgengebracht ist. Dieses Vertrauen wurde von mir voll erwiedert. Es gab mir in schweren Tagen Kraft und Zuversicht. Mögen auch fernerhin Pflichtgefühl, Ausdauer und kühner Wagemut im Regiment heimisch bleiben, möge der Geist treuer Kameradschaft in seinen Reihen weiter leben, bis mit Gottes Hilfe ein siegreicher Friede erkämpft ist. Gott befohlen, Kameraden, und gedenkt zuweilen eures alten Kommandeurs.“

gez. v. Rettberg.

So übernahm am 11. Juli 1917 der Kommandeur des im Oktober 1916 aufgestellten Infanterie-Regiments Nr. 420, Ludwig Hauß, das Lübecker Regiment an der Westfront während Rettberg zu den 420ern an die Ostfront wechselte. Dort kam sie bei der 35. Reserve-Division zum Einsatz. Nach Kriegsende und Rückführung in die Heimat wurde das Regiment ab Mitte Januar 1919 in Königsberg aufgelöst.[2]

Bis September 1919 war Rettberg dann Kommandeur der Abwicklungsstelle des 163er Regiments in Neumünster. Von hier wurde er zum Hauptversorgungsamt nach Hannover kommandiert. Am 9. April 1920 wurde er mit dem Charakter eines Oberst à la suite der 162er zur Disposition gestellt.

Obwohl nun in Hannover lebend, der Stadt in die sich auch der Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg zurückzog, hielt er weiterhin engen Kontakt zu den Lübeckern.

So legte er Otto Dziobek, er war einer der wenigen, die während des Krieges fast ununterbrochen dem Lübecker Regiment angehörten, nahe zur 25. Wiederkehr des Stiftungstag des Regiments dessen Geschichte niederzuschreiben. Bei dessen Besuch in Hannover am 15. Juni 1922 überreichte er ein Exemplar der Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. Hanseatisches) Nr. 162 dem Generalfeldmarschall.

Zum 3. Regimentsapell und Kameradentreffen des ehemaligen 'Infanterie-Regiments Lübeck (3. Hanseat.) Nr. 162' hielt v. Rettberg am Tag der 162er, 16. September 1934, auf dem Lübecker Marktplatz die Festrede.[3]

Die 1913 begonnene Kaserne des einstigen III. Bataillons der 162er, welche in Eutin steht, erhielt zu deren 25. Jahrestag vom Sohn des einstigen Bataillonskommandeurs Franz de Rainville den Namen Rettberg-Kaserne.

Am 9. Februar 1944 zogen die von Rettbergs aus Hannover in die Geburtsstadt seiner Frau, wo er wenige Monate später verstarb.