schl22

Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

        Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

  Pers. alphabetisch                                           A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Y Z
      
   
                  Nobelpreisträger Physiker 
                  Architekten, Ingenieure  Photografen, Optiker
                  Ärzte, Mediziner  Politiker
                  Chemiker Sänger
                  Dichter Schauspieler, Kabarettisten
                  Journalisten, Moderatoren Schriftsteller 
                  Historiker, Philosophen Sportler
                  Komponisten, Musiker, Dirigenten  Theaterkritiker
                  Maler, Grafiker  Theologen, Geistliche
                  Mathematiker  Industrielle, Unternehmer 
                  Militärs  Widerstandskämpfer 
                  Monarchen, Fürsten   Wissenschaftler,Forscher,Botaniker
                   
        

                       
                                                                            zum  Buchstaben   K         zu   Maler.    

Kardorff Konrad von    

* 13.1.1877 in Nieder-Wabnitz, Kr. Oels,

 † 12.1.1945 in Berlin.

Maler und Radierer.  

   
 

Im Gegensatz zu seinem Vater, dem bekannten Politiker der Bismarckzeit, Wilhelm von Kardorff (1828-1907), wird der als Maler bekannte Konrad von Kardorff nicht durch einen Artikel in der Neuen Deutschen Biographie gewürdigt.

Konrad von Kardorff nahm ohne Umwege 1894 sein Studium an der Kunstakademie in München auf. Dort war er Schüler von Friedrich Fehr und von Ludwig von Löfftz. 1898 wechselte er nach Paris an die Akademie Julien. Studienreisen führten ihn auch nach Oberitalien (Venedig). 1905 bis 1907 hielt er sich in Holland auf. Bereits im Jahre 1900, als er seinen Wohnsitz noch in der bayerischen Haupt- und Residenzstadt hatte, erlangte er mit einem Selbstporträt Beachtung in der 1899 unter Max Liebermann konstituierten Berliner Sezession. Im folgenden Jahr zog er in die Reichshauptstadt. Hier war er Mitglied der Berliner Sezession und später auch der Freien Sezession.

 Wenn man sich zudem vergegenwärtigt, daß der Maler, Radierer, Lithograph und Essayist Rudolf Großmann (1882-1941), der Architekt Mies van der Rohe, der Schriftsteller Rudolf Borchardt (1877-1945) ebenso wie der Verleger und Schriftsteller Paul Cassirer (1871-1926) und der Physiker Albert Einstein zu seinen Freunden zählten, dann kann man sich leicht einen Begriff von der Weite seines geistigen Horizontes machen. Schon die zeitgenössischen schlesischen Kunsthistoriker Franz Landsberger und Margarethe Steinberg stellten fest, daß Konrad von Kardorff vom Stil des Malers und Graphikers Hans Purrmann (1880-1966) beeinflußt worden war. Eine enge persönliche Beziehung und eine daraus resultierende künstlerische Abhängigkeit bestand zwischen Kardorff und dem Berliner Maler Max Liebermann. Von den wenigen erhaltenen Bildern Kardorffs zeugt seine atmosphärisch heitere Berliner Impression von der Königin-Augusta-Straße (dem späteren Tirpitz- und heutigen Reichpietsch-Ufer) mit der Calandrelli-Anlage im Berliner Tiergarten von 1911 aus dem Berlin-Museum für diese Beeinflussung.

Während des Direktorates von August Endell wurde Konrad von Kardorff 1920 an die Kunstakademie in Breslau berufen. Er war dort bis 1927 der Leiter einer Malklasse. Seit 1927 war er wieder in Berlin in der Funktion eines Professors an der Staatlichen Schule für Kunsterziehung.

Eine menschlich anrührende und für den noblen Charakter des beruflich bereits arrivierten Künstlers bezeichnende Begebenheit soll hier nicht unerwähnt bleiben. Im Jahre 1935, als sich der gewalttätige nationalsozialistische Unrechtsstaat in Deutschland bereits etabliert hatte, starb Max Liebermann. Nur vier Künstler erwiesen ihm am Grabe die letzte Ehre: Konrad von Kardorff, Käthe Kollwitz, Hans Purrmann und der Maler Julian Klein von Diepold.

Es ist heute leider nurmehr eingeschränkt möglich, sich vom Schaffen Konrad von Kardorffs ein eigenständiges Urteil zu bilden. Sehr vieles ist während des Zweiten Weltkrieges untergegangen. Folgt man der Literatur, dann war Konrad von Kardorff in erster Linie ein hervorragender Porträtist, danach ein Landschaftsmaler, vor allem von Berliner Straßenszenen. Margarethe Steinberg schrieb schon 1925 von ihm, er sei "einer der sympathischsten und anerkanntesten Vertreter des Impressionismus norddeutscher Prägung". Immerhin können wir auch heute noch Bilder von ihm (in den Museen von Bremen, Hamburg, Heidelberg, Rostock und Danzig) bewundern.

Lit.: Günter Krüger: Breslauer Kunstschulen bis 1933, in: 200 Jahre Kunstschulen in Breslau, Ausstellungskatalog, Wiesbaden-Breslau/Wrocław 1991, S. 11-15. - Kunst in Schlesien - Künstler aus Schlesien. Malerei, Graphik und Plastik. 20. Jahrhundert, Ausstellungskatalog, Würzburg 1985. - Franz Landsberger: Rundschau. Bildende Kunst, in: Schlesische Monatshefte, Jg. 4, 1927, S. 38-40. - Poelzig-Endell-Moll und die Breslauer Kunstakademie 1911-1932, Ausstellungskatalog, Berlin-Mülheim/Ruhr-Darmstadt 1965. - Hans Purrmann: Konrad von Kardorff, in: Schlesien, Jg. 6, 1961, S. 214-217. - Ernst Scheyer: Die Kunstakademie Breslau und Oskar Moll, Würzburg 1961. - Margarethe Steinberg: Konrad von Kardorff, in: Schlesische Monatshefte, Breslau 1925, S. 483-485. - Thieme/Becker: Künstlerlexikon, Bd. 19, Leipzig 1926, S. 554f. - Vollmer: Künstlerlexikon, Bd. 3, Leipzig 1956, S. 18.

Bild: Selbstbildnis, 1924

                                                                                       Peter Wolfrum

 

Quelle; " Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen"