Rudolf von Gottschall, Sohn eines preußischen Artillerieoffiziers, studierte seit 1841 in Königsberg Rechtswissenschaften, wurde aber wegen politischer Agitation von der Universität verwiesen. Er setzte sein Studium in Breslau, dann in Berlin fort und konnte schließlich 1846 in Königsberg promovieren. 1841 hatte er sich außerdem in Königsberg der Burschenschaft Hochhemia und 1843 der Breslauer Burschenschaft angeschlossen.
1847 wurde er Dramaturg am Stadttheater Königsberg, ging 1848 nach Hamburg, 1852 nach Breslau. Dort heiratete er im gleichen Jahr Marie Freiin von Seherr-Thoß (von der ein Briefwechsel mit Leopold Schefer vorliegt[1]) und ging 1862 nach Posen, wo er kurzzeitig Redakteur der Ostdeutschen Zeitung war. Von 1864 - das Jahr in dem er nach Leipzig übersiedelte - bis 1888 war Gottschall Herausgeber der Blätter für literarische Unterhaltung und Unsere Zeit (beide Zeitschriften im Besitz des Verlagshause F. A. Brockhaus) in Leipzig. 1877 wurde Gottschall für seine Verdienste um die deutsche Literatur von Kaiser Wilhelm I. der erbliche Adel verliehen.
Gottschall war lange Jahre Präsident der Schachgesellschaft
"Augustea" Leipzig und nach seinem Rücktritt deren
Ehrenpräsident. Auf seine Anregung hin wurde in deren Mitte der
Deutsche Schachbund ins Leben gerufen.
Trotz seiner schachlichen Funktionen und obwohl er der regelmäßigste
Besucher der "Augustea" war, spielte er zeitlebens kein einziges
Schachturnier mit. Er beschränkte sein Spiel auf Einzelpartien, zum
Beispiel mit seinem Freund
Adolf Anderssen während seines Studiums in Breslau.[2]
Gottschalls fortschrittliches Schaffen war zu seinen Lebzeiten geachtet, seine Dramen wurden gerne gespielt. Seine Werke zeichneten sich vor allem durch unabhängige Urteilskraft, aber auch durch zeitbezogene Kritik aus, was mit dazu beigetragen hat, dass er nach seinem Tode schnell in Vergessenheit geriet.