Paul Latussek (* 6. September 1936 in Gleiwitz/Oberschlesien, heute Polen) war von 1992 bis 2001 Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) und 1990 bis 2001 dessen Landesvorsitzender in Thüringen. Er ist Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien. Außerdem war er 1990 Abgeordneter der Volkskammer der DDR sowie Landesvorsitzender der Deutschen Sozialen Union (DSU). Durch mehrere Äußerungen, darunter solche mit volksverhetzendem Charakter, steht er als politischer Rechtsaußen in der Kritik.
Paul Latussek übersiedelte 1945 mit seiner Familie über Böhmen nach Sachsen, absolvierte eine Lehre als Elektromaschinenbauer und begann ein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität Dresden. 1965 setzte er das Studium an der Technischen Hochschule Ilmenau fort. Hier wurde der Ingenieur für Elektrotechnik promoviert und nach seiner Habilitation 1980 zum Dozenten berufen.
1989, während der Wende in der DDR, wurde der bis dahin parteilose Latussek zunächst im Neuen Forum und bald darauf im rechtskonservativen Spektrum politisch aktiv. 1990 wurde bei den ersten freien Volkskammerwahlen im Wahlkreis 04 (Erfurt) für die DSU in die Volkskammer gewählt und setzte sich für eine schnelle Einigung der beiden deutschen Staaten ein. Bei der Abstimmung zur Oder-Neiße-Grenze stimmte er gegen den Grenzvertrag. Latussek arbeitete von Mai bis September 1990 für die DSU im "Politisch Beratenden Ausschuss" zur Vorbereitung des Landes Thüringen mit. Mehrere Jahre war er Thüringer Landesvorsitzender der DSU. Seit 1990 ist er auch Landeschef des Bundes der Vertriebenen in Thüringen. 1992 bis 2001 gehörte er dem BdV-Präsidium als Vizepräsident oder Präsidialmitglied an. Seine in diesem Zusammenhang geäußerten Bemerkungen gaben mehrfach Anlass zu heftiger Kritik. Außerdem wirkte er 1998/1999 als stellvertretender Bundesvorsitzender des rechtskonservativen Bund freier Bürger (BfB).
1999 wurde das reguläre Arbeitsverhältnis mit der TU Ilmenau beendet und in einen Lehrauftrag an der Fakultät Elektrotechnik/Informationstechnik umgewandelt. Infolge der öffentlichen Kritik an seinen Äußerungen zum Holocaust kündigte die Universität am 15. November 2001 den Honorarvertrag mit Latussek, da sie frühzeitig möglichen Schaden von der akademischen Einrichtung abwenden wollte.