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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Metzler Friedrich

                            * 18.2.1910 in  Kanth b. Breslau,

† 25.5.1979 in  Berlin.

                                                            Komponist           

       
 

Der Komponist Friedrich Metzler gehörte zu den Stillen im Lande. Seine zurückhaltende, bescheidene Art war mit ein Grund dafür, daß seine Werke nur selten über seinen künstlerischen Wirkungsort Berlin hinaus bekannt wurden.

Dabei weist ihn sein Werkverzeichnis als einen schöpferischen Musiker von hochartifiziellem Können und von bemerkenswerter Eigenart aus, als einen Komponisten aus Berufung. Obwohl er sich mit den musikalischen Zeitströmungen intensiv auseinandergesetzt hat, paßte er sich ihnen niemals an, sondern entwickelte einen aus der Klassik und Romantik herkommenden Eigenstil, in dem die Elemente der Musik unseres Jahrhunderts durchaus ihren Platz haben.

 Die Studienzeit in Berlin und seine dortige Tätigkeit als Kirchenmusiker vermittelten ihm in der Begegnung mit Werken von Hindemith, Bartok, Strawinsky, Honegger und Schostakowitsch Anregungen, deren Einfluß in seinem Kompositionsstil spürbar sind. Den Schwerpunkt seines Schaffens sieht Metzler selbst in dem sinfonischen und kammermusikalischen Schaffen. „Das mehrsätzige, vielschichtige Geschehen zur Einheit zu zwingen, ist für mich ein immer wieder erregendes und fesselndes Unternehmen“, sagt er in seiner Selbstdarstellung. Diese schließt er unter Bezugnahme auf ein Wort des Bildhauers Gerhard Marcks mit dem Satz: Wichtig erscheint einzig, daß jedes Werk ... seinen vollen Sinn „in seiner Intensität, im Formenausdruck“ erfüllt. Bei den zahlreichen Komponisten schlesischer Herkunft bedeutet eine so eindeutige Bevorzugung der großen sinfonischen Form eine ganz seltene Ausnahme. Bei der in dieser Landschaft vorherrschenden Affinität zum Vokalen hebt sich Metzlers Herkunft vom Instrumentalen überhaupt und die damit verbundene Neigung zur Konstruktivität vom charakteristischen Bild schlesischen Musizierens ab. Dennoch ist unter den lebenslangen Einflüssen seiner Kompositionslehrer in Berlin der Anteil vokaler Werke im Gesamtschaffen erstaunlich gewichtig. Es reicht vom Liedsatz, besonders auch vom zahlreich vertretenen Klavierlied, bis zum Oratorium.

Wenn sich hier also keine charakteristischen Wesenszüge für eine Bindung an die Stammesheimat auf weisen lassen, so bei anderen Merkmalen um so leichter. Einige mögen für mehr stehen. Es sei auf das Grüblerische, Sinnierende hingewiesen, das als Grundzug eine große Zahl seiner Kompositionen mehr oder weniger stark durchzieht. Metzlers Hang zum Philosophischen gehört dazu, und das gegründet auf einer ausgeprägten Religiosität. Diese Grundhaltung wird nicht nur in seinen für die Liturgie bestimmten Kompositionen deutlich, die im übrigen zahlenmäßig relativ gering sind, sondern noch auffälliger bei der großen Anzahl von Vokalwerken mit religiöser Thematik und weiter bis in die reine Instrumentalmusik hinein, die sehr häufig vom evangelischen Choral ausgeht.

Diese religiös-philosophische Grundhaltung kennzeichnete auch das Bild des Menschen Metzler. Angelegt war sie durch Erbe, Familie und die eigene geistige und künstlerische Entwicklung mit ihren Einflüssen von der Jugend-Singbewegung und seinen Lehrern an Schule und Hochschule.

Friedrich Metzler wurde im Jahre 1910 in Kanth b. Breslau als Sohn eines evangelischen Pastors geboren, verlebte aber ab dem 2. Lebensjahr Kindheit und Jugend in Frankenstein in Schlesien, wo sein Vater, ein gewandter Musiker, bis zu seinem Tod als Pfarrer amtierte. Die Atmosphäre des Elternhauses prägte Friedrich Metzler in ihrer weltoffenen, gediegenen Frömmigkeit und durch den Geist der humanistisch-klassischen Bildung. Nach dem Abitur in der Heimatstadt folgten drei Jahre lang Studien in Theologie, Philosophie und Musikwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Marburg und Berlin. Es folgte das Schul- und Kirchenmusikstudium an der Staatl. Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Charlottenburg. Während seiner Tätigkeit als Organist von 1935 bis 1949 in Berlin-Heiligensee und darauf an der Bethlehemkirche in Potsdam-Babelsberg erwarb er sich den Abschluß als Diplomkirchenmusiker und trieb Kompositionsstudien bei J.H. Wetzel, Hans Chemin-Petit und endlich als Meisterschüler von Max Trapp an der Preußischen Akademie der Künste. Ab 1942 lehrte er zugleich am ehem. Sternschen Konservatorium, dem späteren Städt. Konservatorium, Klavier, Theorie und Gehörbildung, war zwischenzeitlich (1943-1945) kommissarisch mit der Leitung des Magdeburger Domchores betraut und wirkte von 1949-1951 als Hauskomponist an der Freien Volksbühne Berlin im „Theater am Kurfürstendamm“.  1967 erfolgte die Berufung an die Staatl. Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Berlin, wo er ab 1969 eine Professur für Komposition und Tonsatz wahrnahm. Am 25. Mai 1979 starb er nach kurzer Krankheit an den Folgen einer Herzoperation.

Er hinterließ 6 Sinfonien, eine Anzahl von Orchesterwerken und vielfältige Kammermusik einschließlich Werken für Orgel und Klavier. Aus der umfangreichen Chorerfahrung mit seiner leistungsfähigen Kantorei in Potsdam und mit dem Domchor in Magdeburg erwuchsen Chorzyklen größeren Umfanges und so vielfältige Anregungen, daß die Vokalkomposition einen größeren Anteil im Werkschaffen einnimmt, als man dies aus seinem Bekenntnis zur Instrumentalmusik erwarten dürfte, und dieses Erbe ist für die Nachwelt von nicht geringerem Wert als seine instrumentalen Kompositionen. Im Vordergrund steht dabei der geistliche Text. Für beide Gattungen seiner Kompositionen aber galt der Satz, der in einer Gedenkrede nach seinem Ableben gesprochen wurde. „Wie sich Gott, Welt und Mensch in seinem Innern spiegeln, das findet in seinen Tönen Ausdruck und ist in die Dialoge und Monologe seiner musikalischen Schöpfungen eingegangen.“ Diese Grundlage seines Schaffens bewirkt, daß diese Musik heute noch lebendig weiterwirkt. Sie ist nicht vom Zeitgeist geprägt, sondern in ihrer Substanz zeitlos.

Lit.: G. Pankalla/G. Speer, Zeitgenössische schlesische Komponisten, Bd. II „Friedrich Metzler“, Selbstdarstellung; Dülmen 1979. – Gerhard Pankalla, Nachruf auf Friedrich Metzler, in Zschr. Schlesien, 1979/Heft IV, Verlag Nürnberger Presse. – Oskar Söhngen, Gedenkrede für Fr. Metzler am 28.6.1979. – Heinrich Simbriger, Werkkatalog zeitgenössischer Komponisten aus den deutschen Ostgebieten, 1955 u. Erg. Bde. – F.J. Ewens, Lexikon des deutschen Chorwesens, Mönchengladbach 1954. – Riemann Musik Lexikon, Mainz 1975. – H. J. Moser: Musiklexikon, Sikorski 19554 u. and. Lexika.

Gotthard Speer

 
 
 

Quelle; " Ostdeutsche Biographie"