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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Schlenger  Herbert

                              * 19.4.1904 in Neumittenwalde

† 3.12.1968 in Kiel.

Geograph.
         

       
 

Herbert Schlenger hat viel zur Erforschung der historischen deutschen Ostgebiete, Ostmitteleuropas und Osteuropas sowie zur Förderung diesbezüglicher Arbeiten beigetragen.

 Obwohl als Geograph promoviert (1930) und habilitiert (1938) und als Ordinarius dieses Fachs tätig, ist Herbert Schlenger auch als Historiker Anerkennung zuteil geworden, nicht zuletzt mit der Übertragung des Vorsitzes der Historischen Kommission für Schlesien (1951-1968). Seine Heimat Schlesien war stets räumlicher Mittelpunkt seiner Forschungen. Sein Aufenthalt in sowjetischer Kriegsgefangenschaft (1945-1949) regte ihn jedoch auch zu Arbeiten über die Sowjetunion an, wie sein Wirken am J.G. Herder-Institut in Marburg/Lahn ihn mit ganz Ostmitteleuropa vertraut gemacht und die Lehrtätigkeit in Graz ihm den Blick für südosteuropäische Probleme geöffnet hat.

Herbert Schlenger wurde am 10. April 1904 in Neumittenwalde im niederschlesischen Kreis Groß Wartenberg nahe der deutsch-polnischen Grenze geboren. Nach dem Abitur studierte er in Breslau Geographie, Mathematik, Physik, Philosophie und Geschichte. Mit dem von Max Friederichsen vergebenen Dissertationsthema „Formen ländlicher Siedlungen in Schlesien" wandte er sich der Kulturgeographie zu; der Historiker Hermann Aubin, der im rheinischen Bonn die Kulturraumforschung mitbegründet hatte, zog ihn vollends in den Bannkreis historisch-landeskundlicher Arbeit. Schlenger wurde „wissenschaftlicher Hilfsarbeiter" und Assistent der Historischen Kommission für Schlesien (1930-1932,1934-1938), Assistent am Seminar für Geschichtliche Landeskunde (1938) und schließlich Leiter des neubegründeten Amtes für schlesische Landeskunde in Breslau (1940); 1944 erfolgte seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor der Universität Breslau. Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft nahm der Heimatvertriebene 1950 in Marburg seine wissenschaftliche Tätigkeit wieder auf: als stellvertretender Direktor beteiligte er sich maßgeblich am Aufbau des vom J.G. Herder-Forschungsrat unter der Leitung von Hermann Aubin getragenen J.G. Herder-Instituts zur Erforschung Ostmitteleuropas. Zwei Einrichtungen, die Herbert Schlenger dabei (mit)begründet hat, ist er bis zu seinem Tode treu geblieben: der Zeitschrift für Ostforschung und den Nachwuchstagungen des Herder-Instituts. Der seit 1952 erscheinenden Zeitschrift für Ostforschung diente er als Mitherausgeber und zugleich als Schriftleiter. Seit dem Frühjahr 1952 hielt er im Herder-Institut zweimal jährlich Nachwuchstagungen ab: Studierende verschiedener Fachrichtungen, die sich mit Themen Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas befaßten, wurden hier zusammengeführt und angeregt, in diesem Forschungsbereich weiterzuarbeiten. Niemand war besser geeignet als Herbert Schlenger, diese interdisziplinären Tagungen zu leiten und die jungen Forscher zu motivieren. Als nach seinem Tod diese Veranstaltungen eingingen, traten ehemalige Tagungsteilnehmer, die inzwischen in Forschung und Lehre tätig waren, eingedenk der fruchtbaren Wirkung dieser Tagungen für deren Wiederbelebung ein, die 1986 gelang. Nach einer Gastprofessur in Köln (1952/53) wurde Herbert Schlenger 1954 an die Universität Graz und 1957 nach Kiel berufen. In Kiel entwickelte er eine rege Tätigkeit, er wurde Dekan und Rektor der Christian-Albrechts-Universität. Der Umgang mit jungen Menschen und deren Förderung lagen ihm am meisten am Herzen; um so betroffener machten ihn die Studentenunruhen seines letzten Lebensjahres.

Das wissenschaftliche Werk Herbert Schlengers umfaßt zahlreiche Einzelveröffentlichungen, Aufsätze, Berichte und Rezensionen. Einen wichtigen Schwerpunkt bildeten seine siedlungsgeschichtlichen und historisch-kartographischen Arbeiten, insbesondere zum schlesischen Raum. Er bearbeitete die erste Lieferung des Geschichtlichen Atlas von Schlesien, die „Friderizianische Siedlungen rechts der Oder bis 1800" darstellte (1933, Nachdruck 1985). Für den Oberschlesien-Atlas von Walter Geisler (1938) sowie für die von Hermann Aubin herausgegebene Geschichte Schlesiens (Bd. l, 1938) lieferte er Karten zur historischen Entwicklung von Schlesien. Nach dem Krieg war er zusammen mit Theodor Kraus, Emil Meynen und Hans Mortensen Herausgeber des großen Atlas östliches Mitteleuropa (1959), für den er auch (zusammen mit Hugo Weczerka) historisch-politische Karten bearbeitet hat. Sein Name wird mit der Landeskunde Schlesiens stets verbunden bleiben.

Lit.: Kulturraumprobleme aus Ostmitteleuropa und Asien, hrsg. von Gerhard Sandner. Herbert Schienger anläßlich seines 60. Geburtstages in Dankbarkeit gewidmet von seinen Freunden, Schülern und Mitarbeitern (= Schriften des Geographischen Instituts der Universität Kiel, Bd. XXIII), Kiel 1964 (darin Schriftenverzeichnis S. 15-22). - Ludwig Petry: Herbert Schlenger, in: Zeitschrift für Ostforschung 18 (1969), S. 1-14 (mit Schriftenverzeichnis Juni 1964-Dezember 1968 S. 14). - Hugo Weczerka: Prof. Dr. Herbert Schlenger +, in: Mitteilungen der Südosteuropa-Gesellschaft 9 (1969), Nr. 1/2, S. 26-28. - Karl Schodrok: Universitätsprofessor Dr. phil. Herbert Schlenger zum Gedenken, in: Schlesischer Kulturspiegel 4 (1969), Folge l - 3, S. 1-2. - Ernst Birke: Nachruf auf Herbert Schlenger, in: Berichte zur Deutschen Landeskunde, Bd. 44 (1970), S. 207-220 (mit Schriftenverzeichnis und Bildnis).

Hugo Weczerka

 
 
 

Quelle; " Ostdeutsche Biographie "